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Mexikanische Tagebücher 02/03

Juli 2003 • Projekte

„Michoacan e Ixtaccihuatl“

Publikation/Auszüge aus den Skizzenbüchern 02/03

Das Skizzenbuch als ständiger Begleiter in der Großstadt. Das schnelle, „unzensierte“ Aufzeichnen von Eindrücken, Gedanken, Situationen, Plänen erlaubt Einsicht in das Schaffen des Malers.

Vorwort zum Buch:
Augenblick und Erinnerung von Robert Huez

Formen entstehen, erheben sich aus dem Bild, drehen den Blick. Impulsiv und mit kräftiger Hand arbeitet Christian Stecher. Filigrane Dezenz ist seine Sache nicht – pulsierende Farben, schwelgerische Gefüge schon eher: Orange, Rot, Gelb vornehmlich, die Farben des Lebens, durchzogen von scharfem Schwarz, das dominant sich Bahn bricht und konturierend Gestalt annimmt, aber Gestalt auch gibt. In haptischer Lust fährt das Auge die starken Linien entlang, will angeregt danach greifen. Und ständig das Gefühl einer intensiven Energie. Kaum Zwischentöne, harte Kontraste, wuchtig erahnte Figuren.
Gelb, das Symbol des Lichts, dringt sehnsüchtig hervor, oder überflutet in überschwenglichem Gold die Seiten der Hefte. Und schweres Rot: ohne Körper kann es keine Leidenschaft zeigen, doch daran mangelt es hier nicht. Und selbst Blau, das vielfach für die Leere steht, bringt in die Zeichnungen Erotik und Aufruhr.
Wenig Aufwand, so scheint es, benötigt der Künstler, um seine Ideen zu Papier zu bringen. Er arbeitet schnell, rasant. Das strahlen die Bilder und Zeichnungen auch aus. Und umfassende Sinnesfreude, ja! Schade eigentlich, dass dem gedruckten Werk wesentliche Dimensionen fehlen, die keine Reproduktion zu vermitteln vermag: Beim Blättern in den Büchern gehört der eindringliche Duft der Farben, das vom Wasser aufgewellte Papier zum Erleben dazu.

Was ich festhalten möchte, sind nicht die Gedanken,
sondern der Geschmack meiner Freude!
Jacques Henri Lartique

Die vorliegende Auswahl aus den mexikanischen Heften zeigt Christian Stechers Verfahrensweise. Der Künstler bewegt sich in der Regel im Großformat, sein Umgang mit Farben, Formen, Figuren, Flächen und graphischen Elementen benötigt Raum, viel Raum. Vorstufe dazu sind die Skizzen: Momentaufnahmen, Einfälle, short cuts, die er – im Augenblick und simpel festgehalten – in den Heften sammelt. Als Echoraum der Erinnerung.
Ab und an finden sich in den Büchern Fotos, ausgeschnitten aus Zeitungen, Eintrittskarten, zu einem Auftritt des „Buena Vista Social Clubs“ etwa, für einen Stierkampf. Sie bilden reale Bezugspunkte zur Entstehung, werden eingearbeitet und übermalen.
Der ursprünglich intime und private Charakter der Zeichnungen hält der Öffentlichkeit stand, der Betrachter der Hefte wird zum Komplizen, kann teilhaben am Entwurf. Und bemerkt: Die Form der Skizze behagt dem Künstler. Christian Stecher füllt Seite um Seite, Buch um Buch, konsequent und stetig, und mit großer Lust.

 

Umschlag des Buches:

„Michoacán e Ixtaccíhuatl“ sind die Straßennamen im Stadtviertel Condesa von Mexico City, Koordinaten für den Entstehungsort der Bücher.

Hier das Buch zum Durchblättern

 

Auszüge aus den mexikanischen Tagebüchern
Innenseiten: Auszüge aus den Skizzebüchern: